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VFX- ist das Spaß? Könnte man damit arbeiten? Habt wohl noch nie davon gehoert.

Yannik Heß ist er 24 Jahre alt, aber doch arbeitete er schon für die YouTube Serie „Wishlist“ , die schon Auszeichnungen erhielt. Er ist tätig in der Filmbranche, speziell im Bereich des „VFX“ . Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Was VFX genau ist und wie man damit umgeht.

(https://www.imdb.com/name/nm8225250/?ref_=nv_sr_1)

20.01.2019

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1. Hey Yannik. Ich hoffe dir geht es gut. Magst du mir ein wenig über dich erstmal erzählen?

Hey Ahmetcan, ja sehr gerne. Ich bin 24 und arbeite aktuell bei der Outside the Club GmbH als VFX Supervisor. Ich war irgendwie schon immer von Filmen fasziniert und als mein Bruder sich seine erste Digitalkamera kaufte fingen wir an kleine Clips mit Lego zu filmen. Allerdings war das alles noch sehr unprofessionell und kindisch. Aber das waren so meine ersten Kontakte mit dem erstellen von Filmen. Mein erster Kontakt mit Visuellen Effekten hatte ich im November 2012 als ich den YT Kanal Corridor Digital entdeckte. Fasziniert von den Videos dachte ich mir das kannst du doch auch mal probieren! Also recherchierte ich im Internet nach einem geeigneten Programm. Da ich damals noch kein Geld verdiente entschied ich mich für Blender da es kostenlos ist. Kurze Zeit später kaufte ich dann auch noch After Effects als Compositing Lösung. Mitte 2013 erstellte ich dann den YT Channel Digital Arts. Anfangs postete ich hauptsächlich Kamera Tests und kleine Privatvideos aber irgendwann dachte ich mir” Du hast jetzt so viel geübt. Warum nicht selber Tutorials machen.” Und schon kurze Zeit später fing ich an meine ersten Tutorials zu After Effects zu erstellen. Mein Kanal wuchs und ich bekam erste Anfragen für Kurzfilmprojekte usw. Anfangs erst alles unbezahlt aber als ich langsam immer mehr Erfahrungen sammelte, kamen auch erste Anfragen für bezahlte Jobs. Parallel befand ich mich gerade in einer Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik welche ich Anfing weil ich nicht so richtig wusste was ich machen soll, kein Abi zum studieren hatte und irgendwas machen musste. Irgendwann so Mitte 2015 schrieb mich Marcel Becker Neu ( einer meiner heutiger Chefs) an ob ich nicht die Effekte für ihre Webserie Vivi&Denny machen möchte, da ihr früherer VFXler woanders angefangen hat zu studieren. Da mir der Stuff und die Leute gefielen sagte ich zu und kaum 1 Jahr Später fingen wir an Wishlist Staffel 1 zu drehen. Damals befand ich mich gerade im Letzten Jahr meiner Ausbildung und wohnte noch 600km entfernt von Wuppertal in Lutherstadt Wittenberg. Also hieß es Kommunikation über Telefon/Chat, Datenaustausch über Dropbox und Festplatten die wir per Post verschickten und nach 8h im Ausbildungsbetrieb arbeiten weitere 8 -10h Wishlist Effekte erstellen und das über ca. 4 Monate jeden Tag. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, denn nach Staffel 1 wurden wir mit Preisen und Anerkennung überhäuft und bekamen die Verlängerung auf Staffel 2. Ich zog nach Wuppertal, wir bezogen unser erstes eigenes Büro und starteten mit Staffel 2. Seitdem sind jetzt fast 2 Jahre vergangen. Wir haben Staffel 2 erfolgreich abgeschlossen ,unseren Auftragsbereich auch in Richtung Werbung erweitert und ich bin auf professioneller Software umgestiegen (Houdini für 3D statt Blender, Nuke für comp statt AE) Aktuell befinden wir uns in der Vorbereitung vieler neuer spannender Projekte zu den ich allerdings aktuell noch nichts preisgeben darf. So viel einmal zu mir. Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen allerdings würde das vermutlich den Rahmen sprengen.

2. Du kommst aus dem Bereich des Films, speziell VFX. Wie lange braucht man um sich die Basics anzueignen?

Das ist unterschiedlich und hängt ganz von der Auffassungsgabe der Person ab. Bei mir waren es ca. 3-4 Jahre. Die Grenze zwischen Basis und Fortgeschritten ist auch sehr fließend. Ich würde für das Ende von meiner Anfängerzeit mit dem Start von Wishlist 1 bezeichnen da sich ab diesem

Punkt die Qualität meiner Arbeit exponentiell verbesserte. Ein weiter großer Schritt war der umstieg zu Houdini und Nuke.

3. Gibt es üblichen Effekte die man einfügt? Und wer sind Hauptsächlich deine Kunden?

Ja es gibt Effekte die öfter angefragt werden und welche die eher seltener sind. Zu den meisten Anfragen gehören Hauptsächlich Retuschen (Ausbessern von Bildfehlern), Keyings (das freistellen von Personen oder Objekten vor einem Green/blue Screen), und Set Extensions (Das erweitern von realen Sets durch digitale Elemente wie z.b. Berge, Wälder Städte....) Zu unseren Kunden zählen neben Filmverleihern und Sendern hauptsächlich andere Filmproduktionen die keine eigene Möglichkeit zum erstellen von Visuellen Effekten haben. Aber auch Endkunden. Also Firmen die z.b. gerne einen Werbeclip hätten oder Künstler die z.b. ein Musikvideo gedreht haben wollen.

4. Glaubst du das ein guter Film zwingend VFX braucht?

Nein auf jeden Fall nicht. Visual Effects sind einzig und allein ein Mittel den Film in seiner Aussage visuell zu untermauern und auch gerade im Bereich visual storytelling unmögliche Dinge möglich zu machen. So kann man heutzutage Geschichten erzählen und mit ausdrucksstarken Bildern untermauern wie in keiner Zeit zuvor. Allerdings gibt es auch eine Schattenseite und das ist das Geld. Oft werden Dinge die Praktisch umgesetzt werden können mit Effekten totgeschlagen nur weil es billiger ist. Und wenn dann noch bei der Umsetzung der Effekte gespart wird, kann man sich einen ganzen Film kaputt machen.

5. Kannst du verraten und Tipps geben wie man Übergänge kreativ mit Effekten gestalten kann, ohne das es zu viel wird?

Ein gutes Beispiel für kreative Übergänge sind so ziemlich alle Edgar Wright Filme im Speziellen hervorgehoben “Scott Pilgrim gegen den rest der Welt” Einer der Verwendeten Übergänge nennt sich Reißschwenk. Dazu habe ich sogar ein Tutorial auf meinem Channel. (https://www.youtube.com/watch?v=Y_ouYFc1kGI)

6. Man kann manchmal sehen das viele Filme und Videos auch ohne Effekte sind. Glaubst du die Gesellschaft bewegt sich in eine Richtung, dass sie sich Filme und Videos ohne VFX Elemente wünschen?

Ich glaub nicht das sich die Menschen Filme ohne VFX wünschen. Das behaupten vielleicht manche aber eigentlich meinen sie, sie wünschen sich keine Filme mit schlechten VFX. Weil die guten Effekte, mal abgesehen von einer Weltraumschlacht oder vergleichbaren was eindeutig Effekte sind, nimmt selbst der Aufmerksame Zuschauer nicht als solche war. ( Invisible Effects ) Gezielt und korrekt eingesetzt kann man bei reinem Betrachten des Endprodukts nur sehr schwer sagen was echt und was VFX ist. Ein gutes Beispiel dafür ist z.b. die Fincher Serie Mindhunter (Netflix). Viele Filme/Serien von denen man denkt sie beinhalten keinen einzigen Effekt Shot sind in Wahrheit voll damit.

7. Wie setzt sich eigentlich ein Shot zusammen? Bzw. wie läuft eine Aufnahme durch die verschiedenen Pipelines?

Das hängt natürlich ganz davon ab um welche Art von Effekt es sich handelt. Aber ich versuche mal anhand eines allgemeinen Beispiels die einzelnen Schritte zu erläutern.
Im ersten Schritt bekomme ich ein Drehbuch und lese dieses nach potenziellen Effekten durch. Wenn ich einen gefunden habe geht es in die Vorbereitungsphase

Im Gespräch mit DOP und Regisseur lege ich fest wie der Shot aussehen soll. Anschließend fertigt ein Concept Artist einige Konzepte oder Storyboards an. Wenn die Konzepte vom Regisseur abgenommen sind mache ich mir Gedanken was beim Dreh zu beachten ist und treffe entsprechende Vorbereitungen. Manchmal wir noch eine animierte Previs vorbereitet. Sozusagen ein Film vor dem Film. Beim Dreh selber achte ich darauf das alle Dinge korrekt umgesetzt werden.
Zurück im Büro gehen alle Shots erstmal in den Schnitt um die Länge fest zu legen. Parallel werden bereits erste Elemente vorbereitet. z.b. 3 Modelle erstellt usw. Wenn der Schnitt fertig ist, wir also einen picture Lock haben, geht es an die Bearbeitung. Hier gibt es je nach Art des Effekts verschiedene Abläuft welche allerdings vermutlich zu tief ins Detail führen würden. Ist der Shot fertig und abgenommen wird er weiter an das Grading Department geleitet welches bereits den fertigen picture lock hat und nun die VFX Shots an freigehaltene Stellen einfügt und Farblich an den Look des Films angleicht.
Das ist jetzt nur ein Beispiel unserer Pipeline. Von Firma zu Firma gibt es da noch große und kleine Unterschiede.

8.Gibt es ein Film den du VFX technisch herausragend findest? Und wieso?

Da gibt es sogar einige. Der letzte Planet der Affen, die Neuverfilmung vom Jungle Book und der neue Blade Runner gehören zu meinen Top 3. Jeder Einzelne stellt in meinen Augen einen Meilenstein in der VFX Geschichte dar. Die digitalen Affen im letzten Teil wurden von Weta Digital so perfekt umgesetzt das die real gefilmten Darsteller manchmal unechter aussahen als die animierten Affen. “The Jungle Book” Hauptsächlich von MPC und Weta umgesetzt glänzt bis ins letzte Detail und abgesehen von dem Hauptdarsteller und einigen FG Props war in diesem Film nichts echt. Allerdings sah alles echt aus und dafür hat dieser Film nur zurecht einen VFX Oscar bekommen. Bladerunner 2049 war auch in nahezu allen Bereichen überragend und abgesehen von den perfekt integrierten Practical Sets konnte dieser Film das erste mal perfekt einen digitalen Menschen abbilden. Bei ruhiger Kamera im Close up. Vorangegangene Versuche wie z.b in Roug One sahen doch teilweise noch sehr seltsam aus. Auch Blade Runner 2049 erhielt für deine Überragende Qualität einen VFX Oscar.

9. Ich stelle mir einen Typ, der etwas mit VFX zu tun hat die ganze Zeit vor dem Computer vor. Ist das immer so?

Meistens ja. Man muss die Arbeit am Computer schon mögen. Allerdings bin ich auch z.b. bei den Drehs mit am Set um darauf zu achten das alles korrekt umgesetzt wird. z.b. der Greenscreen gleichmäßig ausgeleuchtet und mit Tracking Markern ausgestattet ist. Außerdem ist es wichtig sich neben der Arbeit auch sportlich zu betätigen um einen guten Ausgleich zum vielen sitzen zu haben.

10. Könntest du dir auch ein anderen Aufgabenbereich in Bezug auf Film vorstellen? Um vielleicht vom Computer wegzukommen?

Abseits vom VFX Bereich konnte ich auch schon als Gimbal/Glidecam Operator Erfahrungen sammeln. Und sollte sich alles so entwickeln das ich den Bereich wechseln muss würde ich glaub in diese Richtung gehen. Bevor ich mich auf VFX spezialisierte, habe ich auch viel praktische Kamera Arbeit geleistet. Meistens allerdings für private Projekte. Einige dieser Projekte habe ich auch auf meinem Channel “Digital Arts”
Aktuell denke ich allerdings nicht über einen Umstieg nach da ich mit meinem Beruf sehr zufrieden bin und hoffe noch viele Jahre darin arbeiten zu können.

 © 2023. Ahmetcan Kesmez

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