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Eric Rentmeister - mehr als jemand der "nur" auf Bühnen steht

Ist er wirklich nur auf der Bühne oder arbeitet er auch beruflich etwas anderes? Wir haben uns auf die Suche gemacht.

Lieber Eric Rentmeister, neben dem auf der Bühne stehen, arbeitest du noch als Choreograph. Was ist das für eine andere parallele Arbeitswelt?

Als Choreograf darf ich die Geschichte über Bewegung weitererzählen. Ich war schon immer der Meinung, das im Musical die Choreografie Narration und nicht Dekoration sein sollte. Ich kann von außen miterleben, wie sich meine Ideen in Bilder und Leben verwandeln. Es ist manchmal erfüllender, anderen zu helfen, auf der Bühne eine tolle Leistung bringen zu können, als selbst auf der Bühne zu stehen.

 

Du sprichst oft von der „Alexander-Technik“ . Was hat das zu bedeuten, erkläre es uns doch ein bisschen genauer? 

Die Alexander-Technik ist ein Weg, bewusster und konstruktiv mit sich umzugehen. Die Technik ist zum Beispiel sehr hilfreich im Umgang mit Verspannungen oder Rückenschmerzen, psychischem und emotionalem Stress, Lampenfieber und anderen Ängsten. Als zertifizierter Lehrer für Alexander-Technik unterrichte ich viele Musiker und Bühnenkünstler, aber auch Menschen, die im Büroalltag mit Bandscheibenproblemen oder „Mausarm" zu kämpfen haben. 

Die AT ist mein ständiger Begleiter in allen Lebenslagen, beruflich wie privat. Sie hat mein Leben fundamental verändert.

 

 

Auf einer Bühne passieren auch viele Sachen, die nicht passieren sollten. Wie umgehst du z.B. deine Müdigkeit auf einer Bühne oder, wenn es dir plötzlich nicht mehr so gut geht?

Müdigkeit ist auf der Bühne eigentlich nie ein Problem. Konzentration und Adrenalin sorgen schon dafür. Wenn es mir mal nicht gut geht, dann muss ich entscheiden, welchen Preis ich zahle: dass die Vorstellung eventuell abgesagt oder umbesetzt werden muss oder dass ich unter erschwerten Bedingungen die Show stemme. Ich bin der Meinung meine Gesundheit sollte vorgehen, aber oft möchte man auch das Team nicht hängen lassen. Dann unterstützt man sich so gut es geht und dann läuft es schon irgendwie.

 

Wie hart stellst du das Leben als Schauspieler/Musicaldarsteller dar? 

Auch nicht härter als jeder andere selbstständige Beruf. Es ist anstrengend, auch oft nicht gut bezahlt wird, aber dafür darf ich den ganzen Tag meiner Leidenschaft nachgehen. Hart ist vielleicht, dass das Privatleben oft leidet durch die vielen reisen oder ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Man muss sich auch immer fit halten und weiterbilden.

Wobei das allerdings auch für jeden Beruf gilt. 

 

„Im Theater sind nur verrückte“ - stimmst du zu dieser Aussage zu? Hast du mal eine verrückte Geschichte erlebt? 

Kann ich erstmal nicht unterschreiben. Im Theater sind Profis, die einen schweren Job machen. Natürlich gibt es manchmal Kolleg_Innen mit komischen Angewohnheiten und Allüren. Aber da würde ich jetzt über niemanden aus dem Nähkästchen plaudern wollen...

 

Vor rund einem Jahr hast du am Dortmunder Theater in „Kiss, me Kate" die Rolle des Pauls gespielt und es war eine Meisterleistung. Den Paul musste singen, tanzen und schauspielern. Gefällt dir diese Abwechslung?

Oh, danke! Für mich ist das gar nicht wirklich Abwechslung sondern verschiedene Seiten der gleichen Aufgabe: die Geschichte auf allen Ebenen und mit verschiedenen Mitteln mit Seele zu füllen. Ich mag aber durchaus die Abwechslung im Genre und Position. So versuche ich, jedes Jahr wenigstens in einem neuen Musical und einem Schauspiel auf der Bühne zu stehen, sowie eine Choreografie und eine Regie zu machen.

 

Gibt es eine bestimmte gesunde Ernährung, wenn man am spätem Abend auf einer Bühne steht?

Das hält jeder anders, aber ich esse ganz normal. Schon immer mit Blick auf eine relativ gesunde Ernährung. Bei Vorstellungen esse ich vor und während der Vorstellung eher wenig bzw. mehrere kleine Mahlzeiten. Sonst fühlt man sich auf der Bühne etwas träge. Danach wird dann reingehauen…

 

Viele Menschen, die auf einer Bühne stehen wollen, haben Angst vor den vielen Texten, die man lernen muss. Was würdest du als Tipps geben? 

Das hört man sooo oft: „Wie schaffen sie es nur, den ganzen Text zu behalten“? Das ist eigentlich die kleinste Aufgabe. Ich muss meinem Spielpartner auf der Bühne nur gut zuhören, dann weiß ich, was ich antworten muss. Ich muss vor allem die Psychologie meiner Figur und ihren Gedankengang nachvollziehen. Dann kommt der Text wie von selbst dazu. Also nie den Text einfach nur lernen, sondern immer sofort abspeichern: warum kommt nach Satz X ausgerechnet Satz Y? 

 

Hast du auch negative Seiten an dir statt positive? Wo kritisiert du dich am meisten?

Hat ja sicher jeder, wenn man die überhaupt in positiv und negativ einteilen kann… Ich bin oft ein Besserwisser und muss immer meinen Senf dazugeben. Außerdem bin ich manchmal etwas zu leichtfertig und denke: „Ach, das läuft schon“, wo eigentlich eine genauere Vorbereitung gut gewesen wäre. Und natürlich bin ich, wie jeder Künstler, zu selbstkritisch.

 

Es ist ja so, das der Regisseur die Rolle vergibt und bekanntgibt. Freut man sich manchmal darauf oder gibt es Momente, wo Du sagst, dass du so etwas nicht möchtest?

Für mich als freischaffender Künstler ist es ja meist so, dass ich eine Rolle in einem Stück angeboten bekomme, die ich natürlich ablehnen kann, wenn sie mir nicht gefallen sollte. Selten bin ich schon für ein Stück eingeplant und erfahre dann erst kurz vor Probenbeginn die Rolle. Aber das find ich völlig okay. Mir geht es in der Regel um das Stück. Und jede Rolle ist eine Herausforderung.

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