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Liebe ist gewaltig- Claudia Schumacher. Eine Buchrezension
30. Oktober 2023

Triggerwarnung: Diese Rezension behandelt Themen wie die häusliche Gewalt, die einige Leser:innen beunruhigend finden könnten. Anschauen auf eigene Verantwortung. Informationen und Hilfe für Menschen, die an einerhäuslichen Gewalt  leiden, sind verfügbar unter https://weisser-ring.de/haeuslichegewalt

In vielen Büchern sind viele Emotionen versteckt. Wenn, wir ein Buch lesen, verbinden wir diese sofort mit jeder Zeile, die wir lesen. Es könnte sein, dass wir das Buch nicht mehr so schön finden und zur Seite legen oder aber auch es erst gar nicht aus der Hand legen möchten. So ergeht es mir mit dem Buch Liebe ist Gewaltig von Claudia Schumacher, erschienen im Dtv-Verlag. Ich muss zugeben, schon das Cover hat mich am ersten Anblick berührt. Als ein Kunstfanatiker hat es die innere Neugier geweckt und es wird zu dem Buch gegriffen. Den Titel, ohne den Klappentext gelesen zu haben, kann man vielschichtig interpretieren. Liebe ist gewaltig, kann durchaus mehr bedeuten als die Gewalt. Doch bei diesem Buch ist es die pure Wahrheit und die bittere Wahrheit in unserer realen Welt.
 
Das Buch handelt von der Protagonistin Juli, die in einer Familie aufwächst, die gerne jeder hätte, auf den ersten Blick. Ihre Eltern sind Rechtsanwälte und Juli selbst ist die Klassenbeste. Doch zu Hause herrscht das Grauen, denn ihr Vater pocht auf Leistung der Kinder, prügelt nicht nur sie, sondern auch seine Frau. Je älter Juli wird, desto mehr wächst die Forderung, dass es ein Ende von dieser Gewalt gibt. Sie stellt sich die Frage, wie man sich befreien könnte, wenn sie ihren Eltern oder der eigenen Erinnerung trauen kann? Juli beginnt damit gegen sich zu kämpfen. Gegen die Eltern und dem eigenen Ich. In dem Roman verfolgen wir Julias Leben, wie sie immer mehr erwachsener wird und versucht sich aus der gewaltigen Liebe zu befreien.
 
Claudia Schumacher ist selbst Journalistin u.a. für die Zeit, jedoch lebt sie nun als Schriftstellerin in Hamburg. Der Roman „Liebe ist gewaltig“ wurde im Rahmen der Hamburger Literaturpreise als „Buch des Jahres“ im Jahr 2022 ausgezeichnet, sowie zusätzlich mit dem Literaturstipendium 2023 des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.


















 
 





Schon zu Beginn des Romans und beim Lesen merken wir, dass Schumacher einen schnellen Einstieg wagt. Wir tauchen direkt in das Leben und in die Gedanken von Juli ein. "Ich wusste nicht, dass ich einen Schlüssel für Menschen besitze, bis ich ihn verloren habe. Manchmal hab' ich trotzdem das Gefühl, noch die Alte zu sein. Löwenmädchen. Dann schaue ich in den Spiegel und sehe eine blassgraue Maus, trübes Haar, seit Tagen tot in der Falle." (S. 29)
 
Sie verfasst, den in vier Teile gegliederten Roman, in kurzen Sätzen. Die Sätze sind so prägnant geschrieben, dass manchmal einem der Atem stockt. Des Weiteren nimmt sich Schumacher kein Blatt vor den Mund. Alltagssituation, die wir alle selbst schonmal erlebt haben, werden mit einem realen Bezug niedergeschrieben. Sie werden auch so Naturell geschrieben, sodass man sich direkt mit der Protagonistin verbunden fühlt 
 
Inhaltlich behandelt das Buch eine Thematik, die schon länger eigentlich in unserer Gesellschaft öffentlich behandelt werden sollte. Die häusliche Gewalt an Kindern, aber auch an andere Personen. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es im Jahr 2022 über 62.300 Tausend Kindeswohlgefährdungen. (Vgl.: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Kinderschutz/_inhalt.html) 
 
Also ist es ein Thema, worüber schon längst offen gesprochen werden sollte, und auch gehandelt werden sollte. Dies führt dieser Roman einem vor Auge. Wie eine häusliche Gewalt entsteht, wie sie sich entwickelt. Mit einem rasanten Tempo tauchen wir in diese Gewalt von Juli ein. Wir müssen nicht viele Seiten weiterlesen, bis das nächste Ereignis geschieht. Ich denke dies ist auch ein bewusst eingesetzter Stilmittel von Claudia Schumacher um zu zeigen, dass häusliche Gewalt nicht auf sich warten lässt, sondern es auch sehr schnell gehen kann. 
 
Angstfrei beschreibt Schumacher, wie es ist, das Leid von den Eltern auf sich selber permanent mit sich zu tragen und das auch noch tagtäglich zu erleben. 
 
Liebe ist gewaltig, ein Roman, indem wir uns unschön wohlfühlen. Claudia Schumacher konfrontiert uns mit Zeilen, die uns erschrecken, aber auch zeitlich unsere Augen öffnen, um das Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Nach dem Lesen beginnt man nachzudenken und identifiziert sich mit der Lage von Juli. Man grübelt und überdenkt, ob das wirklich die Realität sein kann. Schonungslos wird man zurückgelassen und bleibt in der Stille für sich alleine. Dieser Roman ist definitiv bitterkalt und doch zugleich warm. 

Die Buchrezension wurde am 30. Oktober 2023 veröffentlicht. 

Copyright der Bilder an © Roman Raacke und Dtv

Hier geht es zum Buch (unbezahlte Werbung): https://www.dtv.de/buch/liebe-ist-gewaltig-29015

 © 2023. Ahmetcan Kesmez

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